Zum englischsprachigen Interview - Video auf dem NRW.Europa - You Tube Kanal.
Übersetzung des Interviews mit Jerome Simpson:
Hallo Jerome, danke, dass du dich bereit erklärt hast, meine Fragen zur Europäischen Mobilitätswoche zu beantworten. Du bist Projektkoordinator der Kampagne der Europäischen Mobilitätswoche und arbeitest für das Regionale Umweltzentrum für Mittel- und Osteuropa. Wenn ich die Europäische Mobilitätswoche in Gesprächen mit Kollegen und Bekannten erwähne, bemerke ich, dass viele noch nie davon gehört haben. Also, was ist es?
Simpson: Es ist eine Initiative der Europäischen Kommission, die 2002 gestartet wurde. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die europäischen Bürger zu aktiveren Formen der Mobilität wie Radfahren und Gehen zu ermutigen und sie eventuell vom Autofahren, vor allem wenn das Auto nur von einer Person genutzt wird, abzuhalten.
Wer kann an der Kampagne teilnehmen?
Simpson: Es ist eine Kampagne, die Städte und Gemeinden unterstützt. Diese melden sich auf der Internetseite der Europäischen Mobilitätswoche an. In jüngster Zeit haben wir die Mobilitätswoche auch für Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Verbände geöffnet. Diese können sich auf einer untergeordneten Webseite für das „Aktionsprogramm Mobilität“ registrieren.
Was treibt die Städte an, sich an der Europäischen Mobilitätswoche zu beteiligen?
Simpson: Es ist eine Möglichkeit für sie, mit ihren Bürgern ins Gespräch zu kommen. Es ist eine Plattform, um mit den Bürgern über Programme, Pläne und Regelungen zu diskutieren. Gleichzeitig ist es eine Gelegenheit, nachhaltige Mobilität zu fördern und die Verkehrsverlagerung, die sogenannte Verkehrsverlagerung weg vom Auto hin zu aktiveren Mobilitätsformen zu fördern. Ferner ist es eine Plattform, um sogenannte dauerhafte Maßnahmen, vor allem Infrastrukturmaßnahmen wie Infrastrukturmaßnahmen für den Radverkehr, für Sicherheit, für öffentliche Verkehrsangebote und ähnliches zu verkünden und einzuführen.
Was sind typische Aktivitäten während der Mobilitätswoche?
Simpson: Die zentrale Aktivität ist der „autofreie Tag“, der jedes Jahr, unabhängig vom Wochentag, am 22. September stattfindet. Er ist natürlich an Samstagen oder Sonntagen beliebter. Aber die Idee dahinter ist, an diesem Tag eine Straße in der Stadt zu sperren und aufzuzeigen, wie dieser Bereich für andere Aktivitäten genutzt werden kann, zum Beispiel wie es ist, wenn dort überall Menschen sind. Oft wird dies als Experiment genutzt, um weiterzudenken und die Straße vielleicht dauerhafter zu sperren. Aber das ist nur ein Beispiel. Es gibt viele andere Beispiele, in denen Städte und Gemeinden Wettbewerbe zwischen Schulen oder Arbeitsstätten organisieren. Da wird zum Beispiel der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurückgelegt oder Schulkinder erfassen, wie sie zur Schule kommen, und treten im Wettbewerb gegen andere Klassen an. Es gibt Fahrradtrainings für ältere Menschen, die nicht wissen, wie man Fahrrad fährt. Aber ebenso für junge. Oder man geht durch die Straßen und betätigt die Fahrradklingeln als eine Art kritische Masse von Radfahrern. Es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Das hört sich nach viel Vorbereitungsaufwand für die Städte und Gemeinden an. Ich habe gelesen, dass trotzdem mehr als 2.500 Städte und Gemeinden an der Mobilitätswoche im vergangenen Jahr teilnahmen. Gibt es Erfahrungen, wie man die Mobilitätswoche am besten vorbereitet und managt?
Simpson: Ja, absolut. Im Europäischen Sekretariat bereiten wir mehrere Publikationen vor, die von den Städten zur Orientierung genutzt werden können. Außerdem gibt es das Kampagnenhandbuch, das für jeden Tag der Woche Aktivitäten enthält. Es gibt thematische Leitfäden, die das Motto der Kampagne erklären. Das diesjährige Motto lautet „Multimodalität“ und der Aktionsaufruf „Mix & Move“ („Sei flexibel“). Wir erstellen auch einen Praxisleitfaden, in den das Beste von der Vorjahrskampagne aufgenommen wird. Genau genommen sind die Bewerber für den Preis der Mobilitätswoche dort enthalten. Wenn man so will, sind es die Klassenbesten, die im Praxisleitfaden erfasst sind.
Städte und Gemeinden, die sich beteiligen möchten, können Dich fragen? Oder wen?
Simpson: Das ist eine gute Frage. Ich bin Teil des Europäischen Sekretariats und meine Rolle ist es, die nationalen Koordinatoren zu unterstützen. In jedem europäischen Land haben wir einen nationalen Koordinator, dessen Aufgabe es ist, mit den Städten und Gemeinden im eigenen Land in der Muttersprache zusammenzuarbeiten. Das bedeutet, dass die Materialien, die wir produzieren, auch in der jeweiligen Muttersprache herausgegeben und vom nationalen Koordinator zur Verfügung gestellt werden. In Deutschland handelt es sich dabei um das Umweltbundesamt. Die Städte und Gemeinden können sich mit Claudia Kiso, der deutschen Koordinatorin, in Verbindung setzen, um Unterstützung, Anleitung, Praxistipps und so weiter zu erhalten.
Vielen Dank für die Informationen. Ich drücke die Daumen, dass die diesjährige Mobilitätswoche genauso erfolgreich wie die vorherige wird.
Simpson: Vielen Dank. Wir hoffen, dass es die erfolgreichste denn je werden wird.
Weitere Informationen zur Europäischen Mobilitätswoche finden Sie hier:
Internetseite der Europäischen Mobilitätswoche: http://www.mobilityweek.eu/
Internetseite der deutschen Koordinierungsstelle der Europäischen Mobilitätswoche: https://www.umweltbundesamt.de/europaeische-mobilitaetswoche
Hinweis: Pünktlich zur Europäischen Mobilitätswoche 2018 informiert NRW.Europa in der beliebten Themenreihe „EU-Förderung konkret“ über EU-Förderprogramme für nachhaltige Mobilität. Das Themenheft steht ab 16. September 2018 hier zum Herunterladen bereit.