Um die Transformation der Wirtschaft zu finanzieren, reichen Bankkredite alleine nicht aus. Mit dem KlimaVest betreibt die Commerz Real einen Infrastrukturfonds, der als Impact-Fonds in nachhaltige Assets, insbesondere den Aufbau und Betrieb von Wind- und Solarenergieanlagen finanziert, und der sich an private Anleger richtet. Welche Erfahrungen die Commerz Real damit gemacht hat und welche regulatorischen Hemmnisse bestehen, darüber sprach Fin.Connect.NRW mit Dirk Holz und Dirk Drews. Dirk Drews verantwortet als Head of Retail Distribution u.a. den Klimavest-Vertrieb, Dirk Holz leitet die Fondsgesellschaft Commerz Real Fund Management in Luxemburg, die u.a. den Klimavest verwaltet.
Fin.Connect.NRW: Wie wird der KlimaVest von Anlegern angenommen?
Dirk Holz: Der KlimaVest geht nun in sein viertes Jahr und das Anlagevolumen beträgt bereits mehr als 1,3 Mrd. Euro. Rund 22.000 Anleger haben bereits investiert, was angesichts der sehr restriktiven Anlagekriterien als äußerst erfolgreich einzustufen ist.
Dirk Drews: In der Tat stellt sich der Vertrieb eines solchen Fonds als sehr herausfordernd dar. Infrastrukturfonds im Mantel eines European Long Term Investment Funds sind bisher streng reguliert, Anleger müssen ein Vermögen von mehr als 100.000 Euro nachweisen, die Mindestbeteiligung liegt bei 10.000 Euro. Zudem muss in einer Beratung nachgewiesen werden, dass die Beteiligung für den Kunden geeignet ist. Ohne eine solche Beratung, anders etwa als zum Beispiel bei Aktien – ist eine Beteiligung nicht möglich.
Fin.Connect.NRW: Der KlimaVest zählt zu den so genannten ELTIFs (European Long Term Investment Funds), bei denen bald eine Reform ansteht. Was würden Sie sich wünschen?
Dirk Drews: Wünschenswert wäre es in jedem Fall, wenn die Zugänglichkeit zu den Fonds erhöht wird, indem sich Kunden – auch ohne umfangreiche Beratung – für eine Beteiligung entscheiden können, also so wie bei Aktienfonds. Darüber hinaus wäre eine einheitlichere Gestaltung der ELTIFs hilfreich, gerade um auch wirklich europäisch anbieten zu können.
Dirk Holz: Die Fonds unterscheiden sich im europäischen Ausland teilweise erheblich, was natürlich auch mit den lokalen Gewohnheiten zu tun hat. So ist vielen deutschen Anlegern die jederzeitige Verfügbarkeit sehr wichtig, in Italien oder Frankreich sind dagegen obligatorische Mindesthaltedauern allgemein akzeptiert. Nichtsdestotrotz wäre viel gewonnen, wenn die Produkte etwas einheitlicher werden würden.
Fin.Connect.NRW: Wie geht es weiter mit den Infrastrukturfonds, wird der Markt noch relevanter?
Dirk Drews: Der Markt wird weiter wachsen, auch andere Anbieter haben mittlerweile Infrastrukturfonds für private Anleger aufgelegt. Das Fondsvolumen des KlimaVest soll ebenfalls weiter zunehmen, in Zukunft werden wir neben Solar- und Windkraft auch in andere erneuerbare Energien bzw. Infrastruktur investieren. Die Auflegung eines zweiten Fonds für Privatanleger ist kurzfristig nicht geplant.
Dirk Holz: Neben dem Privatinvestoren-Bereich bietet der institutionelle Bereich viel Potential. Große Versicherungen oder Pensionseinrichtungen möchten ihr Engagement im Bereich Infrastruktur weiter ausbauen und sich etwa über Spezialfonds an den Chancen beteiligen. Sowohl in Deutschland als auch in Europa insgesamt dürfte der ELTIF-Markt neben den privaten Investoren besonders mit institutionellen Investoren stark wachsen.